Entspannung

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In einer Welt voller Anspannung, Hetzte und Termine findet Entspannung schon statt, wenn der Kopf mit den Füssen Schritt hält. bzw. halten würde. Die Sufis sagen, dass dies das Kennzeichen eines „Weisen“ sei. Vipassana, Mindfulnes geht in die selbe Richtung. Sensory awareness, bodyscan, Yoganidra, Progressive Relaxation und bis zu einem gewissen Grad auch Feldenkrais und Yoga, da vor allem Shavasana, die Tiefenentspannung die eigentlich am Ende einer jeden Stunde stattfinden sollte.

Die Idee den Körper mit ein zu beziehen um im Hier und Jetzt an zu kommen ist also uralt.
Die Übungen dazu decken von einfach bis sehr anspruchsvoll alle Levels ab.

Aber Entspannung findet natürlicher Weise ganz einfach statt: immer nach Anspannung.

Und je härter ich mein System fordere, desto tiefer und länger ist die Entspannung. Ein gutes Beispiel dafür ist das klassische Krafttraining. Hoher Widerstand, kurze Sequenzen mit hoher Anstrengung und lange Pausen zwischen den einzelnen Übungssätzen.

Work hard – chill hard.

Anspannung und Entspannung gehört also natürlicher Weise zusammen, wie Ein- und Ausatmen, Sympathikus und Parasympathikus.

In einer Welt, die aber zunehmends aus den Fugen gerät verwischen die Grenzen. Das fängt mit der Erfindung des künstlichen Lichts an, das uns ermöglicht ohne natürliche Limits zu arbeiten und geht nahtlos über zu den digitalen Arbeitsplätzen, die keine Anspannung mehr kennen, dafür aber Erschöpfung und ausgebrannt sein. Die Welt ist nicht mehr ein 100 Meter Lauf sondern eine pausenlose Abfolge von Sprints.

Die Folgen davon hat Tony Schwartz in The way we are working isn’t working schon vor Jahren umfassend untersucht und angemahnt.

 

In China gibt es ein Sprichwort. das sinngemäß heisst:

Anspannung ist, wer du um meinst sein zu müssen – Entspannung ist, wer du bist.

Da kommt der American Dream ins Spiel, der implizit erklärt: wenn du es nicht schaffst, bist du zu schwach, hast du dich nicht genügend angestrengt und persönlich versagt. Die Welt der Anstrengung, die Welt der Ziele ist eine Welt des Messens, die Welt der Entspannung ist eine Welt der Inspiration, Kreativität und der Möglichkeiten (sparkling possibilities).

Ein Teilnehmer von Train the Coach meinte mal scherzhaft: Ach tut das gut, zwischendrin mal auf zu stehen. Gemeint war, dass wir sehr viel Zeit im Liegen bei Entspannungsübungen, Feldenkrais etc verbrachten. Was für viele ab dem ersten Tag des Trainings einen signifikanten Unterschied zum normalen Leben gemacht hat.

Entspannung braucht Raum und schafft Raum. Vielleicht ist deswegen die Arbeit mit und über den Körper so effektiv. Denn auch wo der äußere Raum knapp ist, ist der innere Raum verfügbar – der übrigens bei zunehmender Übung immer vielfältiger und größer wird.

Entspannung führt zur Er-Füllung. Ziele führen zu Erfolg oder Frustration,

Im Chi Gung / Nei Gung gibt es die Idee des „relaxing into your beeing“ des sich in das eigene Sein hinein zu entspannen. Ein Bild, das im Room To Move System eine zentrale Rolle spielt, aber erst wirklich verstanden und gelebt werden kann, wenn man gelernt hat den Kontext zu wechseln.

Last:

Heute wird Entspannung gerne mit chillen, abhängen etc. assoziiert. Aber genau jener dulle, gedämpfte Zustand ist es nicht, der mit echter Entspannung einhergeht oder besser einhergehen kann. Entspannung ist nicht floppensy, wie einer meiner kung fu Lehrer sagte und Entspannung im Stehen anleitete – Entspannung ist nicht die geleitete Meditaionen oder Musik zu konsumieren und erst recht nicht sich ab zu schiessen – sei es biochemisch oder mit konsumierter Unterhaltung – so faszinierend Filme in 3d und dolby surround auch sein mögen.

Entspannung ist eine bewusste Entscheidung zu dir selbst.

Die Augen schließen, ankommen, sich neu ausrichten. Atmen, die eigene Integrität jenseits von der Welt da draussen wahrnehmen. Das immerwährende ich bin, das eigene Sein zu würdigen, die Entspannung des Zeugen Bewusstseins, das sich per se gar nicht kontraktieren kann weil es unendliche Weite ist.

Kontraktion ist immer dem Ego vorbehalten, namentlich dann, wenn es dingen hinterher rennt anstatt bei sich zu bleiben. Siehe das Beispiel oben mit den Füssen …

Also, Es gibt nichts mehr zu tun …