Urteil, Unterstellungen und wie man der Norm entkommen kann

Wir nehmen etwas wahr und nahezu zeitgleich folgt das Urteil oder die Einordnung in unser bestehendes System.
Dies Urteile sind keine Wahrheiten sondern in erster Linie Unterstellungen.

Boudewijn Vermeulen: Unterstellungen hat jeder und sie dürfen Spaß machen - was ihren relativen Charakter unterstreicht.

Das verhindert eine Erkenntnis der Sache an sich.

Husserl hat dies mit seiner Methode der Epochä auch herausgefordert - also der Auffordeung sich des Urteil oder des Benenns zu enthalten bzw. die Lücke zwischen Wahrnehmung und Benennen zu vergrößern um damit der Sache an sich eine Chance zu geben. Später übrigens Maturana, Varela und die Konstruktivisten.

"The Work" von Byron Katie versucht gezielt Urteile auf zu lösen und neue Möglicheiten zu kreieren.

Die vier Standardfragen lauten:[2]

  1. Ist das wahr?
  2. Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
  3. Wie reagierst du (was passiert in dir), wenn du diesen Gedanken glaubst?
  4. Wer wärst du ohne den Gedanken?

Byron Katie unterstützt die dritte Frage üblicherweise durch weiteres Nachfragen wie beispielsweise:[3]

  • Beschreibe die körperlichen Empfindungen, die auftauchen, wenn du diesen Gedanken hast.

  • Wie behandelst du dich und andere Personen, wenn du diesen Gedanken hast?

Menschen sind Bedeutungsgeber Maschinen. Wenn du einer Sache einmal Bedeutung gegeben hast, geht es in der Regel nur noch darum, recht zu behalten. Ein Verlust von Recht haben wird oft auch als Identitätsverlust erlebt. Siehe hardcore Sportfans, Politik und Unternehmen.

Wenn es um das eigene Verhalten geht haben wir eine internalisierte Instanz, vermutlich einer oder beide Elternteile, die uns ständig sagen, was an unserem Verhalten, Gedanken etc. richtig oder falsch ist.

Das setzt ein Gesetzbuch voraus, das wir mit uns tragen und in der Regel bestrafen wir uns auch gleich noch selbst. Am Ende des Prozesses des Erwachsenwerdens sind wir also Richter und Henker in Personalunion. So zumindest Miguel Ruiz

Im Urteil gefangen zu sein hält die soziale Norm aufrecht, beschränkt aber die persönlichen Möglichkeiten erheblich. Vor allem weil Urteil Erfahrungen zu machen verhindert.

In Entwicklungsprozessen ist es also immer interessant, wenn Klienten anfangen Dinge zu tun, auch sie dies als nicht "richtig"erachten und dann die daraus resultierenden Erfahrungen reflektieren.

Einen radikalen Ansatz, da heraus zu kommen, findet sich bei Art Renolds  "The Dicemen", der wohl stark von EST beeinflusst war.

 


Zeugenbewusstsein die dritte Instanz

"witnessing mind" Ken Wilber,


Poverty Mind - Die Kunst in einer Welt von Überfluss ständig zu kurz zu kommen

zu Deutsch: Mangel Bewusstsein. Heute / ontologisch würde ich eher sagen Mangel Kontext.

Ein weit verbreitetes Phänomen der Industrienationen. Zu kurz zu kommen. Sicher spielt Gier, Geiz, Überleben, Vergleiche und Konsumieren eine Rolle. Aber auch ein neurotisches Ich, dass sich ständig an dem misst, was fehlt.

Wenn das Nicht Vorhandene Referenz Punkt im Leben wird, drängt sich das Unwirkliche herein, für das ich in der Regel nicht bereit bin Verantwortung zu übernehmen.

Ron Smothermon hat das "Zeug" genannt.

Poverty mind kann Ansporn sein, auch zu Entwickllung oder Probleme Lösen, hat aber ind er Persönlichkeitsentwicklung oft verheerende Folgen wie Unsicherheit, Zweifel, ein Zustand des Getrieben seins, mit allen fatalen Folgen. Oft zu erleben in einer Ziele oder Selbstoptimierungs gesteuerten Kultur wie er Amerikanischen.

Das gegenteil davon findet sich ist dem Imperativ der Humanistischen Psychologie:

Werde, der du bist!

oder bei Fritz Pearls Gestalttherapie:

Veränderung findet immer dann statt, wenn du nicht versuchst ein anderer zu sein als der, der du gerade bist

Ben und Rose Zander unterscheiden zudem sehr schön zwischen der Welt des Messens (die immer mit einem Bein im Mangel steht)  und der Welt der Möglichkeiten, die letztendlich aus der unendlichen Fülle des Seins kommt.

 

 


Großzügigkeit

Großzügigkeit ist ein natürlicher Selbstausdruck, wenn Dein Kontext von Mangel zu Fülle oder zu  gewechselt hat .
Wenn du so willst ist Großzügigkeit eine Seinsart die Dir nach der Transformation des Mangelkontextes zur Verfügung steht.

Großzügigkeit  ist nicht mit Toleranz zu verwechseln. Toleranz hat immer einen Beigeschmack von Überheblichkeit.

Großzügigkeit ist das Gegenteil. Wenn du in Gesellschaft eines großzügigen Menschen bist, ist das wie eine unausgesprochene Einladung zu deiner eigenen Größe zu stehen, dich in deine Größe hinein zu entspannen. Großzügigkeit ist natürlich, sie öffnet den Raum und zwingt nichts - und erwartet erst recht nichts - sie hat genug. Mehr als genug - sie kommt aus dem Kontext der Fülle.

Wenn Du Großzügigkeit erfährst, hast Du die Möglichkeit vielleicht zum ersten Mal in deinem Leben los zu lassen und zu entspannen und das dauerhaft zu bleiben, ganz gleich, was für ein Wahnsinn um dich herum tobt.


skin in the game

der Begriff stammt von Nassim Taleb.

 

 

skin in the game ist ein Prinzip von Room To Move.


Prinzipien als Öffnung für Lernen

Ich war immer wenig begeistert von den Versuchen Prinzipien in human oder business Development ein zu setzen. Mir schien das immer unangemessen, grob vereinfachend und ich unterstelle auch heute noch, dass die meisten Prinzipien, die dort auftauchen eher eine Vertiefung verhindern als fördern. Aber sie haben immer wieder die Kraft eine Menge Aufmerksamkeit zu generieren.

Der Durchbruch kam für mich mit Peter Ralston. Von ihm habe ich gelernt, dass Prinzipien eine Einladung sind: sich in etwas hinein zu entwickeln, etwas zu erforschen und es sich dadurch an zu eignen. Prinzipien sind die Schlüssel zu neuen Räumen, zu Veränderung und zum Lernen. Man kann sie haben, kennen oder damit prahlen, da spielen sie keine Rolle. Oder man kann sie nutzen, sich auf das Abenteuer einlassen, dann wird es spannend.

Diese Idee von Prinzipien hat es möglich gemacht hier von dem Vermeulen Prinzip zu sprechen oder die Prinzipien für room to move zu formulieren.

Prinzipien sind eine Fortführung der Haltung des Erforschens.

Ähnlich die Idee der live withs von - hier handelt es sich aber eher um Tools zur persönlichen Entwicklung


Erforschen, der Königsweg im Umgang mit Nicht-Wissen

Ive told you time and again that the world is unfathomable.
And so are we, and so is everything that exists in this world.

Don Juan to Carlos Castaneda

Boudewijns grundlegende Idee war es die Fähigkeit etwas zu erforschen, zu ent-wicklen.

Das mag heute, wo wir de facto Wissen aller paar Jahre verdoppeln, anachronistisch erscheinen, und das war es vermutlich auch schon zu seiner Zeit, steht man doch immer etwas im Abseits. Siehe auch "Vielleicht".

 

Diese Haltung beinhaltet aber etwas Fundamentales:
die Bereitschaft sich mit dem was IST auseinander zu setzen, und nicht bei Symptomen stehen zu bleiben - siehe "Erdebeben Modell"

 

Deutlich einfacher und von unserer Kultur auch weitgehend unterstützt und gefordert, ist es statt dessen Dinge zu etikettieren und sich mit dem meist geborgten Wissen darüber zu begnügen oder zu schmücken.

Die Wenigsten tun es mit weitreichenden Konsequenzen für sich selbst, Unternehmen und die Politik.

 

Zum Beispiel: Wir haben Probleme und wollen sie schnellstmöglich loswerden.
Keiner möchte sich die Finger schmutzig machen und sich dem oft mühsamen Prozess unterziehen, Probleme zu "erforschen". Das führt zu Flachland und zu platten Erkenntnissen oder Etiketten.

Wir sind geradezu besessen von Plattitüden und den dazu gehörenden Geschichten.
Wir sammeln die Gläser und haben vergessen, wie man sie auf macht. Vermutlich haben viele nicht einmal mehr die Kraft um die oft etwas festsitzenden Deckel zu lösen.

Generation Facebook und Twitter mit ihrer Reduktion auf Botschaften im Postkartenformat verstärkt das noch.

Notwendige Prädisposition ist Neugier.

Das Ergebnis ist immer offen.

Einer Sache auf den Grund gehen - Tiefe ist die Möglichkeit, die damit mit kommt. Den Grund gibt es aber vermutlich nicht.

Kreativität ist ein Nebenprodukt.

Erforschen eröffnet neue Möglichkeiten im Gegensatz zu Wissen, das meist aus der Vergangenheit kommt und limitiert.

 

Ähnliche Begriffe:

Zu sein mit dem was ist - Die new age Variante - da fehlt etwas der Saft und die Intention liegt woanders: auf Achtsamkeit und Propriozeption 

Pannen - Die Weiterführung dieser Idee als Technik im Umgang mit dem, was nicht funktioniert.

Etwas zu Erforschen ist eine Haltung - den Dingen oder dem Leben gegenüber - Pannen sind eine Deklaration.

 

Die Welt ist ein unergründliches Wunder.

Wenn du auf dem Weg des Kriegers bist, bleibt dir jedoch nichts anderes übrig als diese Welt zu erforschen.

Damit wirst Du teil dieses Wunders.

Don Juan, Castaneda


Spürbewusstsein die verkannte Möglichkeit lange vor der mindfullnes Mode

Wahrnehmng versus Konzept.

Sensory awareness, Feldenkrais, Achtsamkeit

War vermutlich vor 2500 Jahren im Vipassana schon angelegt.

Konkret: Die Aufforderung körperliche Sensationen zu erforschen und -im Vermeulen System auch- sie so zu beschreiben, dass ein Anderer sie malen könnte.

Es geht darum, das erspürte laut auszusprechen und als Variante dann auch in die aktive Form zu bringen. Also: ich beschwere meinen Fuss, statt mein Fuss ist schwer. Was übrigens streng genommen ein Konzept ist und keine Wahrnehmung. Die Sache ist tricky.

Die Arbeit mit Spürbewusstsein ist ein Pfeiler der Trainings von Boudewijn.

Was hier bereits stattfindet aber nicht thematisiert wird, ist die Einbindung des sog. Zeugenbewusstseins. Hier werden die Grundlagen für die Arbeit damit gelegt.

Synonym: Körperempfindungen, körperliche Wahrnehmung

Ähnlich "felt sense" hier wird der Körperempfindung jedoch erhebliche Bedeutung zugemessen, was mit der Arbeit mit Spürbewusstsein nicht erwünscht ist.

 


Empathie - Endlich eine brauchbare und ballastfreie Definition

Empathie ist eines der Lieblingsworte des New Age. Sicher gestützt durch den Mahayana Buddhismus, die unermüdliche Arbeit des Dalai Lama und des Öko Feminismus und natürlich auch hier durch die Neuro Wissenschaften. Leider mit zu wenig Hirn und Verstand.

Im Einzelnen. Der New Age neigt dazu sich von der Idee des Verschmelzens leiten zu lassen. Aus einem klar deffinierten Ich und DU wird ein kollektives und völlig unklares WIR.

Die Affinität zu und geradezu die Sehnsucht nach Kommunion ist seit Carol Gillighan und später mit Ken Wilber dem weiblichen Typus zugeordnet, der dann auch Empathie für sich beansprucht hat bzw. die Beschwerde über einen Mangel an dieser.

Merkwürdiger Weise wird nicht mehr zwischen Empathie und Konfluenz getrennt. Diese wesentliche Unterscheidung kommt aus den 80ern m.W. von Fritz und Laura Perls und ist bis heute fester Bestandteil jeder Gestalttherapeuthischen Ausbildung.

In meinen Worten:

Konfluenz ist, wenn mich die Geschichte des anderen zu Tränen rührt. Also meine eigene oft verborgene Geschichte resoniert und ich mit dem anderen "zusammen fliesse"

Das hat was, gerade wenn man/frau stolz auf ihre Fähigkeit zu Emotion ist, lässt aber wesentliche Möglichkeiten ungenutzt.

Im gleichen Fahrwasser sind die Neurowissenschaften mit der Vermarktung der Entdeckung von "Spiegelneuronen" - die per Deffinitionem eher den Automatismus oder die Fähigkeit zur Konfluenz und NICHT zur Empathie belegen.

 

Der Mahayana Buddhismus hat zu Empathie eine sehr differenzierte und tief greifende Sicht, die allerdings für den Westen seit Jahren in eine reduzierte und stark vereinfachte Form gebracht wird und die, in hübsche handliche Päckchen verpackt, quasi in Augenhöhe in der Auslage jedes new age shops liegt. Liebe und Mitleid als personal und global game changer.

Dahinter liegt das sog. Bodhisattwa Ideal als zentrale Idee des Mahayana. Im persönliche Bereich repräsentiert durch das Bodhisattwa Gelübde. In der alten Formulierung: auf die Auflösung des Kreislaufs der Wiedergeburten zu verzichten - also auf die persönliche Erlösung die im alten Buddhismus das zentrale Thema war- zugunsten aller empfindenden Wesen.

Diese Haltung gipfelt -und wird zugleich ausdifferenziert- in den sogenannten catur apramana, den "Vier Unermessslichkeiten", die Entwicklungsgeschichtlich vermutlich bis weit in den Hinduismus hineinragen.

maitri, karuna, mudita und upeksha

Liebe, Mitleid, Mitfreude und Gleichmut

Die Idee von Liebe und Mitgefühl ist also wesentlich komplexer als seine reduktionistischen Teilchen glauben machen wollen und wird meist getragen von upeksha, dem letzten der vier Begriffe, der soviel wie eine Haltung von Gleichmut bedeutet und auch erst daraus verständlich und vollständig. Die catur apramana verbieten damit emotionale Exzesse von vorne verbieten und bringen das ganze weg von Konfluenz in einen sehr viel größeren Zusammenhang, der genau genommen sogar unermeßlich ist...

Umfassend zu dem Thema mal wieder Alexander Berzin.

Empathie entgleist also leicht  ohne die anderen Faktoren. Genauso wie Liebe ohne Weisheit. Chögyam Trungpa hat in dem Zusammenhang immer wieder von "Idiot Compassion" gesprochen. Ein Begriff der leider in Vergessenheit gerät.

 

Was bleibt also?

Empathie ist zuerst einmal die Fähigkeit mit dem zu sein, was gerade (im Gegenüber/Patienten) ist. Ohne der Versuchung nach zu geben ihn zu therapieren, zu retten, zu beweisen dass ich ein guter Freund/Coach/oder würdiger Nachfolger von Mutter Theresa bin...

Sehr schön dazu Oriah Mountain Dreamer

...

I want to know if you can sit with pain, mine or your own, without moving to hide it, or fade it, or fix it.

I want to know if you can be with joy, mine or your own; if you can dance with wildness and let the ecstasy fill you to the tips of your fingers and toes without cautioning us to be careful, be realistic, remember the limitations of being human

...

Noch eine wesentliche Abgrenzung

Empathie ist nicht Mitleid (pity) - Empathie findet auf Augenhöhe statt und verbindet, Mitleid trennt und schafft eine Gefälle, ähnlich übrigens die viel beschworene "Toleranz" - auf die wir gemeinhin so stolz sind.

Wenn man den Mahayana mit dazu nimmt ist Empathie eine Aspiration, eine Haltung dafür, dass der andere (und ich selbst) frei von Leiden und der Wurzel oder Ursache des Leidens sein mögen (das Gegenteil davon ist Schadenfreude), die allerdings in Gleichmut erfolgt und gerade diese emotionalen Erschütterungen ausschließt, um die es heute immer wieder zu gehen scheint, wenn wir von Empathie sprechen.

 

Die brauchbarste / funktionalste Definition von Empathie

verdanke ich Günther Schricker, einem erfahrenen Systemischen Aufsteller und Therapeuten aus dem süddeutschen Raum

Empathie sei (für ihn, Günther) neugierig darauf zu sein (zu erfahren) was der Andere gerade (wirklich) braucht.

Diese Definition ist für mich so einfach wie genial und brauchbar.

  • Sie beinhaltet die Haltung der Catur Apramana, das Liebevoll Zugeneigt Sein ohne sein eigenes Gleichgewicht zu verlieren,
  • Sie erschließt im Sinne der Room To Move Prinzipien Neue Möglichkeiten
  • Sie verändert die Beziehungsebene oft dramatisch (wann hat Sie jemand das letzte mal gefragt (ehrlich gefragt) was Sie wirklich brauchen und ihnen den Raum gegeben, das aus zu sprechen oder im Sprechen zu finden? 
  • Sie ist wahrhaft grenzenlos:
    das funktioniert bei Kindern, Paaren, bei Fremden wie bei Freunden, in Gruppen, und im Unternehmen.
  • Sie ist eine "basic skill" für Führungskräfte und
  • Sie verändert die Kultur eines Unternehmens ähnlich schnell wie die Arbeit mit Integrität.  
  • Und sie ist ein hervorragendes "self realization tool", also auf sich selbst angewandt ein Instrument um zu entdecken, was sie im Kern bewegt.

Einzige Voraussetzung ist Neugier - und daran kann es in einer Welt, die den Wert des Einzelnen daran bemisst, was er weiß (und nicht, wie er mit Nicht Wissen umgeht oder wie er lernt), schnell scheitern.

Und - vielleicht ein bisschen Demut: denn nur weil sie 15 Jahre mit jemanden zusammenleben oder ihre Sekrätärin 8 Stunden am Tag sehen, wissen sie vermutlich nichts darüber, was sie wirklich braucht. Bis sie ihn fragen....

 


U-Prozess , eine charmante und unzureichende Idee

Otto Scharmer kam mit Peter Senge Jaworski et al. in einem faszinierenden Prozess auf die Idee des U-Prozesses. Dieser Prozess ist mittlerweile fest verankert, wird in zig workshops , onlinekursen etc. durchgespielt.

Was ihn m.E. so charmant macht ist, dass Otto intuitiv den Nerv des New Age getroffen hat und hier mit einer Form von Gruppenbewusstsein und wie er selbst sagt der Idee vom Ego Bewusstsein zum ECO Bewusstsein zu kommen, arbeitet. Eine ähnliche Betonung des Wir findet sich in Ideen vom Schwarm Bewusstsein und in der Arbeit etlicher New Age Gruppierungen, Thomas Hübel etc..

War der ursprüngliche Prozess den Otto in einem faszinierenden Buch Presencing beschrieben hat, noch spannend und ergebnisoffen, so ist die institutionalisierte Version im U-Prozess für mich nur noch teilweise brauchbar und leidet unter der Krankheit, die alle Ideen über kurz oder lang infiziert: Die Pflicht recht zu haben.

Die alleinige Betonung auf das Eintauchen in das kollektiv Unbewusste um Zukunft zu kreieren ist fragwürdig und nicht der einzige, vermutlich sogar der falsche Ansatz, wenn es um die Gestaltung von Zukunft geht.

In der Auseinandersetzung darüber habe ich mit meinem Freund Gerd Klostermann, einem Schwergewicht der Integralen Szene, entdeckt, dass das U eigentlich auf den Kopf gestellt werden muss.

Die Inspiration kommt aus dem Individuum, das Anteil am Geist hat und nicht dem Unterbewusstsein, dem Kollektiv. 

Das korreliert sehr schön mit Boudewijns Auffassung, der sich immer einem lauwarmen Wir verwehrt hat und statt dessen in bester therapeutischer Tradition auf der Trennung in ein klar deffiniertes Ich und Du insistiert hat.

 

Stichworte:

Otto Scharmer

Edmund Husserl

Durchbruch. Der Sieg über die Vergangenehit

Nicht Wissen Wissen

 


World of Possibilities

oder auch "Kontext von Möglichkeit" Der Begriff taucht bei Rose Stone & Ben Zander auf und bezeichnet zuerst einmal das Gegenteil der world of measurement, der Kontext in dem wir fast alle die Welt erleben. Wenn letztere vor allem vergleichend, bewertend und oberflächlich ist, hat die world of possibilities Tiefe.

Menschliche Tiefe. Es sind die Dinge/Ideen, die uns bewegen, inspirieren, die uns berühren, die unsere schöpferischen Kräfte freisetzen und es uns ermöglichen Zukunft zu erschaffen, ohne den "default" Wert der Vergangenheit zwingend weiter führen zu müssen. Und zwar nicht eine Zukunft, von der wir glauben, dass sie so sein müsste, oder "es so sein sollte" - die Sprache der Unternehmensberater und Politiker)  sondern eine Zukunft die uns im Inneren berührt. Für deren Verwirklichung wir nicht nur einstehen und unser Wort geben, sondern für die wir etwas auf's Spiel setzten, skin in the game ist. Das ist oft unvernünftig oder maßlos (ein selten genutztes Wort, das sehr schön den Abstand zur world of measurment zeigt.) und braucht  Großzügigkeit

Die world of possibilities ist oft identisch mit dem was wir "Vision" nennen. Martin Luther King nannte es "dream". Beiden wohnt die Kraft inne, andere zu begeistern und zu bewegen und Menschen mit leuchtenden Augen zu hinterlassen.

Eine ähnliche, in manchen Bereichen abgeschwächte aber manchmal auch deutlich spielerische, freiere Arbeit ist die Arbeit mit Wünschen. Hier ist v.a. das Wünschesystem von Boudewijn Vermeulen . In vielen Prozessen ist es hilfreich die Wünsche Arbeit  der world of possibilities voran zu stellen. Sie ist ein hervorragendes sanftes aber kraftvolles Training und für Erwachsene oft die erste Möglichkeit seit Jahren mit dieser Seins Ebene wieder in Kontakt zu kommen. Wünsche sind im Gegensatz zur world of possibilities unverbindlich. Sie werden wahr oder auch nicht...