Den Menschen vom Kopf auf die Füsse stellen.

Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt

 

Der Kopf gibt die Richtung vor, aber es ist ein großer und weit verbreiteter Irrtum der Aufklärung, dass er auch laufen könnte. Dafür musst du dir schon die Mühemachen, deine Füsse zu entdecken am anderen Ende deines Körpers. Das kann Spaß machen, muss es aber nicht. De facto tun sich die meisten Menschen anfänglich schwer damit.

Was immer hilft sind einfache links / rechts Vergleiche.
Also wenn rechts mehr Gewicht in der Ferse ist, wie ist das links; wie fühlt sich der Boden unter dem rechten / linken Fuß an usw.

Das mag zuerst einmal wenig zielführend, dumm oder einfach nur unter deiner Würde sein, ist aber nichts weiter wie der Beginn eines Lernprozesses und der ist oft von Widerstand begleitet.
Mehr dazu: Spürbewusstsein die verkannte Möglichkeit lange vor der mindfullnes Mode.

Das auszuhalten lohnt.

In der Übung erschließt sich dann allmählich eine weitere Dimension des eigenen Seins, die in einer völlig verkopften Welt eine große Bereicherung ist. Nicht nur, dass du eine praktikable und ständig verfügbare Möglichkeit hast ins Hier und Jetzt zu kommen, Du brauchst sie auch immer dann, wenn Bewegung angesagt ist.

Die Art, wie du im Leben stehst und dich bewegst, wird sich verändern.

Der Druck, der sich im Kopf aufbaut, wird abnehmen.
Du musst nicht mehr alles wissen, und mit zunehmender Übung, wirst du anfangen, deinen Füssen wieder zu vertrauen.
Manchmal tragen sie dich einfach in die richtige Richtung.
Und das kann ausgesprochen spannend, erfüllend und ganzheitlich sein.

Und es können Wunder passieren.

Ein Freund und Kollege hatte während der Coaching Ausbildung von einem Verkaufspitch berichtet, der total ins Stocken geraten war. Da ging es um ein fast 7 stelliges Software Projekt. Der 4. oder 5. Termin, alle Entscheidungsträger im Raum. Man hatte alles versucht, jeden Variante gespielt und dann tritt jenes tödliche Schweigen ein und der Kopf spielt verrückt. Was haben wir falsch gemacht, was hätten wir anders tun sollen, wann ist das Ding entglitten, welchen Trick / Kunstgriff können wir jetzt noch anwenden etc. - wer schon einmal in einer solchen Situation war, weiß, was da abgeht. Insbesondere, wenn es um viel geht.

Mein Freund hatte Schweißtropfen auf der Stirn und ist fast durchgedreht, als irgendetwas in ihm kapituliert hat und er sich an die Füsse Spüren Übungen erinnerte. Er hat dann sehr bildhaft beschrieben, wie die Energie im Raum (für ihn) spürbar shiftete, die Anspannung nachließ und sich der Raum öffnete. Ein paar Minuten später hat der CEO, der bis dahin hard to get gespielt hatte, unterschrieben.

Erst, wenn du deine Füsse wieder hast, wird aus der Hasterei - von A nach B und dann nach C wieder zurück - eine Reise und manchmal sogar aus der Reise ein Fest. Ganz ohne Selfies, Highlights und GPS. Einfach nur im Gehen.

Charlotte Selva sprach von den drei Würden des Menschen: Liegen, Stehen, Gehen. Die letzten beiden sind ohne deine Füsse zu "haben" nicht möglich.

Ich habe in meinen Coaching Prozessen lange ein "live with" genutzt:

find your feet,

find your seat

Find your seat ist die Einladung mit deinen Sitzhöckern in Kontakt zu sein, wenn du sitzt.
Analog zu deinen Füssen wenn du gehst oder stehst.

siehe auch:

Konzept - kein Ersatz für Erfahrung 

 

 


Reflektieren - Die verlorene Kunst zu lernen

Wir deffinieren und konstruieren unsere Erfahrungen wenn wir sie erzählen.

Auf diese Weise werden die Erfahrungen und Erlebnisse Teil des Ichs

Leaf van Boven

 

  • Reflektiern ist nicht Urteilen.
  • Verwandt: Panne
  • Batesons Levels of Learning

 


Mehr Desselben - Eine natürliche Tendenz mit wenig Aussicht auf Erfolg

Wenn Du immer wieder das tust, was Du immer schon getan hast, dann wirst Du immer wieder das bekommen, was Du immer schon bekommen hast. Wenn Du etwas anderes haben willst, musst Du etwas anderes tun! Und wenn das, was Du tust, Dich nicht weiterbringt, dann tu' etwas völlig Anderes – statt mehr vom gleichen Falschen!

(Paul Watzlawick, Philosoph, 1921 – 2007)

 


Übereinstimmung vs. Gemeinsamkeiten

WIR haben Gemeinsamkeiten

ICH stimme mit DIR in etwas überein.

Die Unterscheidung stammt von Boudewijn Vermeulen, der ein vehementer Verfechter der 2. Variante war.

Ich habe an anderer Stelle schon darüber geschrieben. Die Idee findet heute anscheinend nicht mehr viele Freude, ist aber nach wie vor valide und in Trainings ausgesprochen hilfreich.

 

 

 


Brasilianisches Zehen Halten, eine anspruchsvolle "hands on" Partner Übung aus der sanften Bioenergetik

Brasilianisches Zehen Halten, eine anspruchsvolle "hands on" Partner Übung.

Die Geschichte sagt, dass diese Übung von Gerda Boyesen, der Grand Dame der sanften Bioenergetik oder wie es heute heisst der Biodynamischen Körpertherapie anläßlich eine Aufenthalts in Brasilien mitgebracht wurde. Die Story die ich gehört habe ist, dass sie einen Workshop an einem Krankenhaus oder irgend einer anderen ähnlichen Einrichtung gegeben hat und am Ende jemand vom Personal auf sie zukam und sie fragte, ob sie mal sehen wollte, was sie -die Mitarbeiter der Einrichtung - so mit ihren Patienten machen würden.

Das war dann Brasilianisches Zehen Halten.

Egal ob die Geschichte stimmt oder nicht, die Übung ist

 


Erforschen, der Königsweg im Umgang mit Nicht-Wissen

Ive told you time and again that the world is unfathomable.
And so are we, and so is everything that exists in this world.

Don Juan to Carlos Castaneda

Boudewijns grundlegende Idee war es die Fähigkeit etwas zu erforschen, zu ent-wicklen.

Das mag heute, wo wir de facto Wissen aller paar Jahre verdoppeln, anachronistisch erscheinen, und das war es vermutlich auch schon zu seiner Zeit, steht man doch immer etwas im Abseits. Siehe auch "Vielleicht".

 

Diese Haltung beinhaltet aber etwas Fundamentales:
die Bereitschaft sich mit dem was IST auseinander zu setzen, und nicht bei Symptomen stehen zu bleiben - siehe "Erdebeben Modell"

 

Deutlich einfacher und von unserer Kultur auch weitgehend unterstützt und gefordert, ist es statt dessen Dinge zu etikettieren und sich mit dem meist geborgten Wissen darüber zu begnügen oder zu schmücken.

Die Wenigsten tun es mit weitreichenden Konsequenzen für sich selbst, Unternehmen und die Politik.

 

Zum Beispiel: Wir haben Probleme und wollen sie schnellstmöglich loswerden.
Keiner möchte sich die Finger schmutzig machen und sich dem oft mühsamen Prozess unterziehen, Probleme zu "erforschen". Das führt zu Flachland und zu platten Erkenntnissen oder Etiketten.

Wir sind geradezu besessen von Plattitüden und den dazu gehörenden Geschichten.
Wir sammeln die Gläser und haben vergessen, wie man sie auf macht. Vermutlich haben viele nicht einmal mehr die Kraft um die oft etwas festsitzenden Deckel zu lösen.

Generation Facebook und Twitter mit ihrer Reduktion auf Botschaften im Postkartenformat verstärkt das noch.

Notwendige Prädisposition ist Neugier.

Das Ergebnis ist immer offen.

Einer Sache auf den Grund gehen - Tiefe ist die Möglichkeit, die damit mit kommt. Den Grund gibt es aber vermutlich nicht.

Kreativität ist ein Nebenprodukt.

Erforschen eröffnet neue Möglichkeiten im Gegensatz zu Wissen, das meist aus der Vergangenheit kommt und limitiert.

 

Ähnliche Begriffe:

Zu sein mit dem was ist - Die new age Variante - da fehlt etwas der Saft und die Intention liegt woanders: auf Achtsamkeit und Propriozeption 

Pannen - Die Weiterführung dieser Idee als Technik im Umgang mit dem, was nicht funktioniert.

Etwas zu Erforschen ist eine Haltung - den Dingen oder dem Leben gegenüber - Pannen sind eine Deklaration.

 

Die Welt ist ein unergründliches Wunder.

Wenn du auf dem Weg des Kriegers bist, bleibt dir jedoch nichts anderes übrig als diese Welt zu erforschen.

Damit wirst Du teil dieses Wunders.

Don Juan, Castaneda


Spürbewusstsein die verkannte Möglichkeit lange vor der mindfullnes Mode

Wahrnehmng versus Konzept.

Sensory awareness, Feldenkrais, Achtsamkeit

War vermutlich vor 2500 Jahren im Vipassana schon angelegt.

Konkret: Die Aufforderung körperliche Sensationen zu erforschen und -im Vermeulen System auch- sie so zu beschreiben, dass ein Anderer sie malen könnte.

Es geht darum, das erspürte laut auszusprechen und als Variante dann auch in die aktive Form zu bringen. Also: ich beschwere meinen Fuss, statt mein Fuss ist schwer. Was übrigens streng genommen ein Konzept ist und keine Wahrnehmung. Die Sache ist tricky.

Die Arbeit mit Spürbewusstsein ist ein Pfeiler der Trainings von Boudewijn.

Was hier bereits stattfindet aber nicht thematisiert wird, ist die Einbindung des sog. Zeugenbewusstseins. Hier werden die Grundlagen für die Arbeit damit gelegt.

Synonym: Körperempfindungen, körperliche Wahrnehmung

Ähnlich "felt sense" hier wird der Körperempfindung jedoch erhebliche Bedeutung zugemessen, was mit der Arbeit mit Spürbewusstsein nicht erwünscht ist.

 


Konzept - kein Ersatz für Erfahrung

Eine fixe Idee davon was etwas ist. Konzepte sind Denkhilfen, Abziehbilder, die zu zunehmender Entfremdung von der Wirklichkeit führen und letztendlich verdummen, obwohl Menschen, die in Konzepten leben scheinbar ziemlich klug sind und oft über profundes Wissen verfügen.

Konzepte haben die Qualität von Zeug, für das ich keine Verantwortung übernehmen kann oder will.

Schmerz ist ein Beispiel dafür. Wenn ich wirklich mit Propriozeption / Spürbewusstsein  arbeite, löst sich das Konzept Schmerz auf. Es verschwindet in der aktuellen Wahrnehmung dessen was IST. Und meist geht bei einer solchen Übung auch der Schmerz weg oder er lässt signifikant nach.


Epoche - die Kunst nicht zu urteilen

Epochä, ist eigentlich die Kunst Innezuhalten. Das Urteil aus zu setzten.

Der kurze Moment zwischen Wahrnehmung und Urteil. Die Kunst der Kontemplation.

Hier geht es vor allem darum sich bewusst zu werden, dass es diese Möglichkeit gibt. Es gibt einen Unterschied zwischen dem, was ist und der Bedeutung die wir den Dingen - und den Menschen und uns selbst und dem Leben an sich- geben.

Anders formuliert. Es ist der Unterschied zwischen dem, was passiert ist und der Geischte, die wir darüber erzählen, dem sog. Narrativ.

Der Begriff stammt aus Husserls Phänomenologie und gehört damit in ein komplexes philosophisches System. Es gibt erstaunliche Parallelen zu der sog. second attention der Tolteken.

Otto Scharmer hat in seinem U-Prozess einen wesentlichen Moment, der genau damit arbeitet - ohne aber die Quellen zu benennen.