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Ganz allgemein entwickeln sich die Fähigkeiten in den letzten Jahrzehnten geradezu exponentiell. Vor allem im Sport, wo die Leistungen messbar sind, geschieht ungeheuerliches. Die Eiger Nordwand zum Beispiel galt Jahrhunderte lang als unbezwingbar. Was sich 1938 mit den Erstbesteigern änderte. Die erste Seilschaften haben 3 Tage gebraucht, mit Beginn des 21. Jahrhunderts wird die 10 Stunden Marke geknackt und verschiebt sich weiter Jahr für Jahr bis auf 4,5 Stunden für Seilschaften in 2011. Und free solo ist die Eiger Nordwand in unglaublichen 2 Stunden und 28 Minuten bezwingbar! Auch in den darstellenden Künsten liegt die imaginäre Latte ähnlich hoch.

Ist aber schwerer messbar. Hier ist vor allem das Alter auffällig. Die Künstler bringen oft noch als Kinder unglaubliche Leistungen. Das haben wir nicht nur den “Tigermüttern” zu verdanken, die ihre Kinder schon frühzeitig auf Erfolg drillen. Was in der Musik ganz allgemein vor 100 Jahren noch als unmöglich oder genial galt, ist heute oft “nur noch” Meisterklassen Niveau. Ich frage mich, wie man/frau sich in den darstellenden Künsten noch die nötige Aufmerksamkeit verschaffen kann, wie der Weg von “Good to Great” gehen soll, wenn die Luft immer dünner wird?

Eine Möglichkeit ist Lernen, Technik, Üben, üben, üben, immer tiefer in das Material eindringen, Erfahrungen unter möglichst vielen unterschiedlichen Bedingungen machen usw…. Wenn ich das recht sehe, ist das die momentan hoch entwickelte und nahezu ausgereizte Standard Vorgehensweise für alle, die es ernst meinen. Ein Herausragen ist hier nur durch ein diszipliniertes und oft sehr mühevolles “Mehr Desselben” möglich. Das ist oft zeitaufwändig und ermüdend. Und ab einem bestimmten Grad an Perfektion auch nur noch wenig effektiv. Viele Probleme werden durch ein “Mehr Desselben” nicht gelöst, sondern verstärkt oder überhaupt erst geschaffen. Zum Beispiel die Frage, wie man/frau mit dem immensen Druck fertigwerden soll, der auf diesem Weg zu Spitzenleistungen entsteht. Ich denke, es gibt hier vielleicht eine deutlich effektivere Alternative.

Darstellende Künstler müssen die Fähigkeit entwickeln, alles was sie können unter erschwerten Bedingungen zu 100% auf den Punkt zu bringen. Nämlich auf der Bühne, vor der Kamera. Da kondensiert sozusagen die gesamte Lebens- und Lernerfahrung in einem einzigen Moment und durchläuft den Filter dessen, der der Künstler in diesem Moment gerade ist. Das eigene Sein, oder der Leib, ist in diesem “Augenblick der Wahrheit” entweder das hohle Bambusrohr, durch den sich die Energie völlig ungehindert bewegen kann und präsenten Ausdruck verschafft, oder aber auch das größte Hindernis. In dem alle Energie verloren geht, die es braucht um andere zu berühren. Für mich liegt hier ein Schlüssel zur Meisterschaft.

Wenn es aber um die Arbeit mit dem Leib, oder modern ausgedrückt dem Operating System geht, auf dem alle Programme ablaufen, sind wir kollektiv auf dem Niveau eines 3-Jährigen Kindes stehengeblieben. Wir können zwar laut AUA und Hunger sagen. Das heißt, wir haben alle ein Problembewusstsein und können mehr oder weniger gut für die Primärbedürfnisse unseres Körpers sorgen. Eine systematische, lern- und entwicklungsorientierte Vorgehensweise bleibt da die Ausnahme. Normaler Weise nehmen wir die Brösel, die uns vom Leben entgegen krümeln. Dieser Umgang mit uns selbst ist hochgradig unbewusst, oft passiv und erleidend und wird vom zum Teil haarsträubenden Theorien begleitet. Die wiederum, oft genug wiederholt und verankert, selbst zu ernstzunehmenden Hindernissen oder “self fulfilling prophesies” werden können.

 

 

KÖRPER

Eigenverantwortlicher Umgang mit der eigenen Entwicklung heißt zuerst einmal zurückzugehen und mit den Basics neu anzufangen. Den Kontakt zu dem Körper wieder herzustellen, der allzu oft von dem mind unterdrückt wird. Zuerst mithilfe der Eltern und Lehrer und dann selbstständig ohne fremde Hilfe vom eigenen mind. Es geht darum spürbewusst zu werden, spürend zu erforschen statt zu urteilen und damit eine Metaebene zu erschließen, die immer verfügbar und damit extrem nützlich ist. Bei diesem Prozess werden all die kleineren und größeren Kontraktionen und Panzerungen spürbar. Und oft kommen dabei ungelöste Probleme mit an die Oberfläche. Die mit einer entsprechenden empathischen Begleitung meist sehr leicht gelöst werden können. Hier hat sich eine Kombination aus Körper und Gestalt bewährt. Diese Form der Körperarbeit ist ein weites und nicht endendes kreatives Feld. In Nietzsches Sinne: “Der Leib, ein unbekannter Weiser”. Allein dieses Level trägt schon erhebliches Veränderungspotential und ist ein echter Meilenstein auf dem Weg zur Meisterschaft.

GROUNDING

Das nächste Element ist Grounding. Hier ist ganz real das Wiederentdecken der Verbindung zur Erde, die wir langsam aber sicher zubetoniert haben, gemeint. Unserer “Basic Goodness”. Im physischen Sinne, die Verbindung zu unseren Füssen. Das ist für uns Kopfmenschen oft der längste Weg und einer der schwierigsten Prozesse. Denn der Kopf wird alles tun um die Kontrolle nicht abgeben zu müssen. Aber auch sehr lohnenswert. Denn der Kopf kann nicht gehen, nur die Richtung vorgeben. Und in den Performing Arts geht es gerade um den Auf-“Tritt”, um das WIE und weniger um das Warum. Ein erfolgreicher Grounding Prozess führt immer auch zu einem verbesserten Stand in der Welt und ist machtvolle Arbeit. Gleichzeitig werden die Menschen durch die im Grounding beinhaltete Erfahrung ihres allgegenwärtigen “Guts-Seins” erheblich Stress resistenter und resilienter. Die psychologischen Komponenten dabei nehmen ab, therapeutische Interventionen sind seltener notwendig. Polaritäten spielen vermehrt eine Rolle im psychischem Prozess. Und die Energie beginnt freier zu fließen.

STREAMING

Im nächsten Schritt – nach der Arbeit mit dem physischen und emotionalen Körper- werden die energetischen Prozesse ins Zentrum gestellt. Hier trägt die Bionergetik viel bei, aber auch traditionelle Taoistische Systeme und Yoga. die Prozesse werden subtiler, das Gewahr Sein für den eigenen Körper wird feinstofflicher, lebendiger und vollständiger. Hier können Blockaden und die Methoden um sie selbstständig zu lösen -nochmal eine wesentliche Rolle spielen. Der Fokus liegt aber auf der Entwicklung eines immer freieren Flusses. Und darin, die Energie weiter nach oben zu bringen.

BREATHING

Im nächsten Schritt geht ohne die Integration des Atems nicht. Und da geht es um viel mehr als die Frage, wie atme ich, wie kann ich besser oder vollständiger atmen, wo halte ich die Luft an und so weiter. Energetisch geht es darum die natürliche Barriere zwischen oben und unten, das Zwerchfell zu überwinden. emotional um die letztendliche Befreiung, und integral gesprochen um den Schritt vom ich ins wir und für manche auch darüberhinaus. Atemarbeit lässt sich nicht beschreiben. Hier ist die eigene Erfahrung notwendig. Es geht nicht um die “korrekte” Technik. es geht um die Befreiung von Ressourcen. Und um den Schritt in Transpersonale oder besser Trans Egoische Bereiche. Meisterschaft ist ohne diese transpersonalisierenden Erfahrungen nicht vorstellbar. Ein gutes Beispiel dafür sind die Kampfkünste.

INTEGRATION

Abschließend folgt die Integration. Das persönliche System hat sich im Laufe der einzelnen Schritte immer wieder neu organisiert und angepasst. Lernen, ein konstantes “open mindset” und eine immer präsentere Öffnung und Erfahrung der Wirklichkeit hat stattgefunden. Die Neugier darauf wer ich bin und wer ich noch sein könnte wird zum täglichen Begleiter. Das Leben hat seine “Qualität” vielleicht sogar grundlegend geändert. Mehr Tiefe, Bewusstheit, Energie, Kraft und Präsenz. Freude. Ich bin Regisseur und gestalte aktiv. Der Weg von den Füssen über das Herz zum Kopf ist bedeutend freier. es gibt eine gespürte und erfahrbare Verbindung. Mind ist nicht mehr der ewige Antreiber, Mahner, Kritiker und Nörgler. Mind spielt jetzt eine völlig andere Rolle. Er wird ständig präsenten, liebevollen Beobachter, zum Empathischen “Größeren” Ich, das die Voraussetzung für eine Performance ist, die das Publikum auf möglichst vielen Ebenen berührt.

 

Diese 5 Schritten wurden letztes Jahrhundert von Dr. Leland Johnson als “Five Fundamentals” formuliert. Unser Workshop ist gewisser maßen eine Hommage an sein Wirken. Allerdings ohne die in seiner Arbeit überall präsenten therapeutischen Komponenten. Die sind unserem ganz klar Coaching orientierten Ausrichtung zum Opfer gefallen. Lelands Ansatz spiegelt meine Überzeugung, dass jede persönliche Entwicklung ohne diese Fünf Fundamente auf wackeligem Grund steht. Was wir in der Regel bei dem Anderen nicht bemerken. Bis es darauf ankommt jetzt alles auf den Punkt zu bringen und zu performen…

 

Infos zu den einzelnen Veranstaltungen finden sie hier. Ihre Fragen und ihre Kommentare sind willkommen. Sie können auch gerne anrufen.